Fake News – Ein IR-Albtraum oder eine lösbare Hürde?
13. September 2024
Im Wahljahr 2024 hat der Begriff Fake News wieder Hochkonjunktur. Doch falsche Nachrichten werden nicht nur in der Politik missbraucht. Fake-News oder Deepfakes nehmen durch die schnell fortschreitende Entwicklung im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) in allen Bereichen weiter zu, in denen Menschen glauben, sich durch das Verbreiten von Fehlinformationen einen Vorteil verschaffen zu können. Die Börsen und dort notierte Unternehmen sind dabei naturgemäß besonders gefährdet. Schließlich sind Informationen traditionell die Währung der Aktienmärkte, wo sie unmittelbar erheblichen Einfluss auf Kurse, damit den Wert von Unternehmen, und die Gewinne von Investoren nehmen können. Da drängt sich die Frage auf, ob und wie sich IR und PR-Verantwortliche vor der Bedrohung schützen können?
Die Verbreitung falscher Informationen an der Börse ist kein Phänomen, das erst durch KI relevant geworden ist. Wahrscheinlich ist es so alt wie die Börsen selbst. Böse Zungen behaupten sogar, dass das Verbreiten von falschen Gerüchten eine wichtige Säule in der Anlagestrategie einzelner Investorengruppen ist. Die Abwehr solcher Attacken ist für IR-Verantwortliche also nichts grundsätzlich Neues.
Die Verfügbarkeit von Technologien, die falsche Informationen in Wort und Bild täuschend echt erscheinen lassen und die Geschwindigkeit und Leichtigkeit, mit der sich heutzutage über soziale Netzwerke Fake News in Umlauf bringen lassen, verschärfen die Problematik jedoch erheblich.
Es gibt zahlreiche Beispiele von falschen Meldungen, die aus vorgeblichen Unternehmens-Accounts verschickt oder bei denen echte Accounts geknackt wurden. Prominentes Beispiel für ein Deep-Fake war das gefälschte Foto einer Explosion am Pentagon, das im vorigen Jahr in den USA für Aufregung in sozialen Medien und kurzzeitig für einen Kurseinbruch an den Börsen gesorgt hat. Das US-Verteidigungsministerium reagierte schnell mit einer Stellungnahme, welche die Falschmeldung als solche demaskierte.
Grundsätzlich kann solch eine Fake-Attacke jederzeit jedes Unternehmen treffen. Und eine im Mai 2023 im Journal of Economics and Business veröffentlichte Studie über den Einfluss von Fake News auf den US- und europäische Aktienmärkte ergab sogar, dass die Auswirkungen bei kleineren Firmen tendenziell stärker ausfallen als bei größeren.
Die Gefahr wird bei den Verantwortlichen der Unternehmenskommunikation durchaus erkannt. Eine in Auftrag von PRWeek und Notified durchgeführte Branchenumfrage hat ergeben, dass 58 Prozent der PR-Expertinnen und Experten Deepfakes als eine Gefahr für das Unternehmen ansehen. 79 Prozent der Antwortenden gaben an, dass sie die messbare und quantifizierbare Gefahr von Deepfakes und Fake News entweder bereits erfahren haben oder sie aber vollständig verstehen.
Technologie vom Feind zum Freund machen
Da sich die Medienlandschaft immer weiter fragmentiert und die Quellen von vermeintlichen und echten Nachrichten zahlreicher werden, ist es für Unternehmen zunehmend schwerer, die Kontrolle über das eigene Narrativ zu behalten und ihre Reputation zu schützen.
Die gute Nachricht ist, dass sich Technologie nicht nur dazu eignet, Fake News zu erzeugen. Um Fake News und Deepfakenews entgegenzuwirken, gibt es schon heute Standards, mit denen die Verbreitung unterbunden werden kann. Dazu gehört ein sicherer und mehrstufiger Authentifizierungsprozess beim Zugang zu Veröffentlichungskanälen – sei es die eigene Webseite, ein Social-Media- oder ein Distributions-Account.
Und wie Social-Media-Profile lassen sich Veröffentlichungskanäle verifizieren und mit einem Echtheitszertifikat versehen. Inzwischen gibt es auch erste Lösungen, mit denen sich Pressemeldungen von Unternehmen mit einem digitalen Stempel versehen lassen, die die Autorin oder den Autor als verifizierte Person ausweist und so der Leserschaft das Vertrauen gibt, echte Neuigkeiten zu erfahren.
Wer die vollständige Kontrolle haben möchte, muss jedoch über die eigenen Kanäle hinaus im Blick behalten, was über sein Unternehmen verbreitet wird. Dazu gehört das automatisierte Monitoren des Internets mit automatischer Alarmierung bei einem erhöhten Auftreten von Erwähnungen des Firmennamens. KI lässt sich auch dazu einsetzen, falsche Informationen zu entdecken und als Fälschung zu entlarven. Solche KI-Bewertungsprozesse lassen sich trainieren und teilweise automatisieren und dürften früher oder später zu einem Standard-Tool in der Unternehmenskommunikation werden.
IR-Profis müssen mit der KI-Entwicklung Schritt halten
Für IR-Profis bedeutet die fortschreitende Entwicklung im Bereich KI-gestützter Fake News und Deepfakes, dass sie sich stets auf dem neusten Stand halten müssen, um ihr Unternehmen nachhaltig zu schützen. Gleichzeitig sollten sie jedoch zudem in der Lage sein, KI-Lösungen im Bereich der Kommunikation, für ihr Unternehmen gewinnbringend einzusetzen.
Über die Autorin:
Sophie Schmitt ist Sales Director für Kontinentaleuropa bei Notified und hierbei maßgeblich an der Entwicklung innovativer Kommunikationslösungen für Investor Relations- und Public Relations-Experten beteiligt.